Ob Pop-Art, Bauhaus, Barock oder Kolonialstil:
Wir stellen dir die historisch geprägten Einrichtungsstile vor.

Ein Zuhause, in dem man sich wohlfühlt und gerne Zeit verbringt, ist ein Stück Lebensqualität. Wenn es dazu noch zur eigenen Persönlichkeit passt und den eigenen Stil widerspiegelt, macht das Einrichten und Dekorieren besonders Spaß. Mit der Zeit haben sich Einrichtungsstile gebildet, die sich sowohl im Design als auch in der Wahl des Mobiliars und der Materialien unterscheiden, genauso unterschiedlich wie unsere Geschmäcker es auch sind. Wir möchten dir mit unserer Blog-Reihe die wichtigsten und bekanntesten Einrichtungsstile näherbringen.

In diesem ersten Teil unserer dreiteiligen Serie über Einrichtungsstile gehen wir zurück ins 17. Jahrhundert zum barocken Wohnstil. Anschließend präsentieren wir euch den Kolonialstil und den gegensätzlichen Bauhausstil. Dieses Design ist nicht nur durch seine geformten Möbel, sondern vielmehr durch seine künstlerische Anlehnung bekannt. Zuletzt wird es in unserem heutigen Artikel knallig – denn so sieht es in einer typischen Pop Art Wohnung aus.

Damit ihr eine Vorstellung von Teil 2 und 3 dieser Blogreihe bekommt, geben wir euch hier schon mal einen Einblick: In Teil zwei der Serie bringen wir euch die puristische Einrichtung, gefolgt vom Landhausstil und dem BoHo-Style näher. Hoch im Trend sind heutzutage der minimalistische Einrichtungsstil sowie wohnen im Industrial Chic. Im dritten Teil gehen wir auf Tuchfühlung mit den unterschiedlichen Wohnstilen verschiedener Länder und Kulturen. Den Anfang macht das trendige Skandinavien, gefolgt von den verspielten Franzosen. Anschließend stellen wir euch die Häuser der Briten und der Asiaten vor. Wusstet ihr, dass in Asien Symbole den Einrichtungsstil dirigieren? Zu guter Letzt wird es sonnig, denn wir präsentieren euch den mediterranen Stil der Mittelmeerländer Italien, Frankreich und Griechenland, und schließlich den orientalischen Stil.

Los geht’s mit Teil 1 von insgesamt 3 Beiträgen.

 

Der barocke Wohnstil

Unser Zuhause ist unser persönlicher Rückzugsort. Es sind unsere eigenen Räume, in denen wir uns entfalten können und die in ihrer Einrichtung und in ihrem Ambiente unsere Vorlieben widerspiegeln. Bist du gegen die Devise „weniger ist mehr“ und magst es leicht verspielt, dann ist der barocke Wohnstil vielleicht etwas für dich.

Der geschichtliche Hintergrund des Barockstils ist der gleichnamige Stil aus dem 17. Jahrhundert. Erstmals entwickelte sich diese Stilbewegung in Italien, bevor sie sich anschließend in ganz Europa verbreitete. Verspielte Formen, kunstvolle Gegenstände und extravagante Materialien waren und sind heute die Hauptmerkmale des Barockstils. Im 18. Jahrhundert war dieser Einrichtungsstil erst einmal wieder passé, findet aber bis heute in der ein oder anderen Wohnung Anwendung.

Der barocke Stil zeigt einen Hauch von Luxus in einer glamourösen Ausstattung mit aufwendigen Materialien im Mittelpunkt. Dazu gehören zum Beispiel ein Sofa mit einem Samtbezug, Vitrinen mit Glastüren und ein großer Spiegel mit Goldrahmen. Daraus schließt sich, dass dieser Wohnstil nicht wirklich für den Minimalisten oder Puristen geeignet ist, sondern massive Möbel und zahlreiche Accessoires Bestandteil sind. Üppigkeit ist angesagt, daher reicht ein einzelnes Kissen mit Lurexbezug auf dem Sofa oder dem Bett nicht aus, eine Vielzahl jedoch bringt den angesagten Glamourlook gut in Szene.

Die barocke Farbpalette wird dominiert von kraftvollen Tönen zum Beispiel mit einer Couch oder vielmehr einer eleganten Chaiselongue in der Farbe Bordeaux-Rot, Violett oder Nachtblau. Farben spiegeln sich auch in den vielen liebevoll ausgesuchten Accessoires wider, die in der barocken Wohnung eine glanzvolle Wirkung erzeugen. Geschwungene Formen sind ebenfalls angesagt wie beispielsweise ein imperialer Sessel mit einer hohen Stuhllehne oder eine abgerundete Kommode mit vielen Schubläden.

Lässt sich so eine pompöse und aufwendige Einrichtung nicht so gut mit dem Budget vereinen, kann man den Glamour auch ganz einfach selbst erzeugen. Beispielsweise kannst du mit einer Nähmaschine oder einem Tacker dein Sofa mit einem Samtbezug überziehen oder aus einem Stoff mit Flockdruck aus Taftgewebe ausdrucksstarke Gardinen herstellen. Auch die Wände kannst du ganz leicht eigenhändig verzieren. Dafür gibt es Tapeten in kräftigen Farben und mit barocken Ornamenten. Für die richtige Menge Glanz wählst du eine Variante mit Gold- und Silbereffekten im Muster.

 

Der Kolonialstil

In der Designsprache bezeichnet man mit dem Kolonialstil den historischen Stil der Europäer in den ehemaligen Kolonien der großen Kolonialmächte. Die Räumlichkeiten der kolonialen Wohnung sind im besten Fall groß, um den klobigen Möbeln und umfangreichen Accessoires genügend Platz zu geben, ihre Wirkung voll zu entfalten. Das Mobiliar hat in der Regel nichts von Leichtigkeit: In die Räume gehören schwere Ledersessel, geschnitzte Stühle und Schreibtische aus Massivholz sowie vergoldete Spiegel mit dickem Rahmen. Das massive Mobiliar kann bedingt ergänzt werden durch Objekte aus feinem Holz, beispielsweise in Form von leichten Rattan-Möbeln oder edlem Mahagoniholz. 

Kombiniert werden die Möbelstücke mit Jagdtrophäen und kolonialen Accessoires wie beispielsweise einem Leopardenfell oder ein Schachspiel aus Elfenbein. Weitere typische Elemente sind schwere gusseiserne Kerzenleuchter, Teppiche oder Malereien mit asiatischen Blütenmotiven. Ein normaler Esstisch hat nichts vom Kolonialismus, eher findet man in solch einer Wohnung eine große Tafel. Erfreulicherweise liegen die Zeiten des Kolonialismus hinter uns, was jedoch einige Menschen noch immer nicht von ihrem Drang abhält, sich mit Accessoires zu schmücken, welche aus Substanzen arg bedrohter Lebewesen hergestellt werden.

 

Der Bauhausstil

Der Bauhausstil ist ein moderner Designstil, der ursprünglich aus dem 20. Jahrhundert kommt. Er grenzt an den Modernismus und durch seine Devise „weniger ist mehr“ auch an den Minimalismus. Seinen Ursprung findet der Bauhausstil in einer Kunstschule, die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde. Dort wurden Fächer rund um das Thema Gestaltung gelehrt wie beispielsweise Architektur, Schreinerei, Töpferei, Bühnenbildnerei, Fotografie und Werbegrafik. Bezeichnend für das Bauhaus waren die Fächer Metall- und Glasarbeiten, denn die Funktionalität dieser harten und kalten Materialien machen diesen Stil aus. Häuser im Bauhausstil haben üblicherweise eine kubische Form und ein flaches Dach. Ebenso typisch ist eine großzügige Glasfassade, die sogar über Ecken geht. Das Eckfenster aus Glas ist eine aus dem Bauhaus stammende Innovation und ist heute noch ein beliebtes architektonisches Element. Metallisch wird es beim Mobiliar, denn Stühle aus Stahlrohr sind im Bauhausstil der Mittelpunkt.

Berühmt ist der aus dem Bauhaus stammende sogenannte „Freischwinger“ von Marcel Breuer. Dieser Stuhl aus Stahlrohr hat keine Hinterbeine, somit schwingt das Gesäß praktisch frei in der Luft. Weitere bekannte Stahlstühle aus dem Bauhaus sind die des Franzosen Jean Prouvé. Sie überzeugen mit ihrer kompromisslosen Klarheit und ebenen Holzfläche. Holz ist ebenfalls ein beliebtes Material des Bauhausstils. Holzmöbel mit organischen Formen von Alvar Aalto beeinflussen nachhaltig das skandinavische Design. So zum Beispiel der "Paimio Chair" aus dem Jahr 1932.

Die typische Farbpalette des Mobiliars sind die Grundfarben Gelb, Rot und Blau sowie Schwarz-Weiß. Genauso auffallend wie die Farben sind die abstrakten und schlichten Formen. Besonders beliebt sind geometrische Formen wie ein Stuhl in quadratischer Form oder ein Dreieckstisch. Der einzige Schmuck, der diese Möbel verziert, sind vertikale und horizontale Teile an klar gegliederten, kastenförmigen Möbeln. Bauhaus-Accessoires sind beispielsweise Lampen aus Chrom und Aluminium, da Metall ein passendes Material ist. Architektur und Möbel wie ein Gesamtkunstwerk darzustellen, ist der Hintergedanke des Einrichtungsstils.

Walter Gropius begann seine Rede beim Bauhaus-Gründungsmanifest mit: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau.“. Damit unterstreicht er die Vorliebe, Kunst haptisch zu machen und dreidimensional zu bauen.  Zeitlich dicht angesiedelt an das Ende der industriellen Revolution war es nun auch möglich, ästhetisch sehr anspruchsvolle und hochwertige Einrichtungsgegenstände mechanisch herzustellen. Dieser Vorteil brachte insbesondere auch die soziale Verantwortung des Designers in die Philosophie des Bauhausstils ein. Denn seine Verantwortung liegt in der Gestaltung der Umwelt der Menschen.  So wurde es ein wichtiges Anliegen, hochwertige Wohnungen und Möbel für die Arbeiterschicht zu schaffen.

Durch die eigene Stilrichtung gewann das Bauhaus bedeutende Künstler wie unter anderem Paul Klee, Oskar Schlemmer und den russischen Künstler Wassily Kandinsky. Diese und weitere trafen zwischen 1919 und 1925 auf das Bauhaus, als die Schule noch in Weimar ansässig war. Daraufhin war das Bauhaus bis 1932 in Dessau und danach für eine kurze Zeit in Berlin. In der Hauptstadt wurde die Gestaltungsschule in kurzer Hand von Nationalsozialisten geschlossen. Das Bauhauskonzept wurde anschließend durch verbundene Künstler in den USA weitergeführt. In der Harvard Graduate School of Design wird die Stilrichtung bis heute gelehrt.

Heute gibt es eine Bauhausschule in Ulm, die seit 1953 von Max Bill geleitet wird. Ein ganz besonderes Exemplar aus diesem Hause ist der minimalistische Ulmer Hocker. Denn er ist ein Sitz, Beistelltisch, Regal, Tablett, Rednerpult und Tragehilfe in einem!

 

Wohnen im Pop-Art-Stil

Retro ist in. …und in diesem Stil zu wohnen auch. In den 50er Jahren entwickelte sich die Kunstform Pop-Art in den USA und in Großbritannien. Buchstäblich steht Pop als Abkürzung für das Wort Popular und Art wird aus dem Englischen übersetzt und bedeutet Kunst. Der Hintergrund dieser Kunstform ist Kunst für das Volk, also Kunst für Massen, ersichtlich und zugänglich zu machen. Damals wurde dies in Werbekampagnen, Fernsehshows und auf Plakaten ausgestrahlt, denn so konnte das gesamte Volk an kunstvollen Elementen teilhaben. Der berühmteste Künstler dieses Stils ist Andi Warhol, wekcher sich mit seinen Kollegen, wie Roy Lichtenstein, dem Mittelstand zuwandte. So konnte praktisch jeder sein Zimmer mit künstlerisch bearbeiteten Fotos von beispielsweise Schauspielern dekorieren.

Grelle Farben, ausgefallene Formen und attraktive Hingucker sind Elemente des Pop-Art-Stils. Ob ein einzelnes, ungewöhnliches Möbelstück in Grellgelb oder eine Lavalampe auf dem Nachttisch, für Möbel, Deko und Farben gilt Ausdrucksstärke und Ungewohntheit. Typisch sind hier Möbel aus dünnem gebogenem Holz, Sitzmöbel aus buntem Kunststoff und dunkle Teakholzmöbel in Kombination mit schlichten Formen und bunten Farben. Grafische Muster finden sich auf bedruckten Tapeten und Textilien wie Kissenbezügen wieder und Kunstdrucke im Warhol-Stil oder ein alter Plattenspieler sind ein Muss.

Die Farbpalette im Einrichtungsstil der 60er Jahre streckt sich von Natur über Schwarz nach Petrol und Orange bis hin zum grellen Flaschengrün. Genauso gemixt ist die Vielfalt der Materialien, denn sowohl dunkles Holz als auch Leder, Leinen, Chrom und Stein sind Bestandteil einer Pop-Art-Wohnung.

 

Einrichtungsstile gehen in verschiedene Richtungen und drücken bestenfalls unsere Persönlichkeit und unseren individuellen Geschmack aus. Und gerade, weil wir alle individuell sind, darf man nicht vergessen, immer seine persönliche Note mit einfließen zu lassen. Stilbrüche und Gegensätze sind erlaubt, sonst ist eine Wohnung nicht mehr nur perfekt, sondern schnell langweilig. Diese Stilrichtungen sind ein guter Leitfaden für die Einrichtung der eigenen Wohnung, doch vor allem steht die Devise: mein Zuhause, mein Geschmack. Viel Spaß beim Einrichten!


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